Corona trifft psychisch Kranke auch ohne Infektion
Sie gehören zu jenen, die die Folgen der Corona Maßnahmen am deutlichsten spüren. Dabei sind Menschen mit psychischen Erkrankungen häufig schon unter normalen Umständen auf Hilfe und soziale Unterstützung angewiesen. In der aktuellen Lage verschärft sich ihre Situation dramatisch.
Vermutlich gibt es kaum jemanden ob krank oder gesund, der seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie nicht in irgendeinem Lebensbereich zurückstecken musste. Auch jetzt über ein halbes Jahr später hält das Corona Virus uns alle noch in Atem. Doch was ist mit jenen, die ohnehin im Alltag zu kämpfen haben?
Personen mit manifesten Depressionen oder Angststörungen leiden noch mehr als Gesunde unter dem Verlust sozialer Kontakte. Sie leben krankheitsbedingt bereits stärker zurückgezogen und sind häufig auf mühsam aufgebaute Routinen angewiesen.
Diese Routinen in Form von Gruppen, Begegnungsstättenbesuche, Selbsthilfegruppen etc., können wir in der APE aufgrund von Corona-Beschränkungen nicht mehr wie vor Corona bieten. Erschwert durch diese uns allen bekannten Beschränkungen nehmen Betroffene die Hilfen außerdem noch seltener als zuvor in Anspruch.
Ähnlich belastend ist die Lage für Menschen mit Persönlichkeitsstörungen. Borderlinepatienten, deren Beziehungsmuster emotionaler und instabiler sind als die von Gesunden, reagieren sensibel auf Veränderungen und Belastungen. Die Betroffenen brauchen sichere Kontakte und viel Vertrauen, um in der Gesellschaft integriert leben zu können. Der Lockdown und dadurch bedingte Unterbrechungen der Psychotherapie machen dies fast unmöglich, was dysfunktionale Verhaltensmuster bei Menschen mit Persönlichkeitsstörungen verstärkt. Hinzu kommt die Angst, Bezugspersonen durch COVID-19 zu verlieren. Patienten brechen Beziehungen ab und können in der Folge in eine Abwärtsspirale aus Drogenmissbrauch und Selbstverletzung geraten.
Wie funktioniert die Arbeit mit unseren Klienten? Wo genau der Betroffene Hilfe braucht, wird in einem Erstgespräch vereinbart. Die Hilfe richtet sich am Unterstützungsbedarf und den individuellen Zielen aus.
Die Hilfen können ganz praktisch sein, also Unterstützung bei der Haushaltsführung, Einkaufen, Medikamenteneinnahme, Arztbesuche. Es kann auch um entlastende Gespräche gehen oder um Unterstützung dabei, ein soziales und professionelles Netz aufzubauen oder aufrechtzuerhalten. Eigentlich alles, was der Betroffene sich wünscht und was er braucht, um seinen Alltag zu bewältigen und um psychisch stabil zu bleiben – oder um noch weitere Ziele (z.B. Arbeit, soziale Beziehungen) zu erreichen.
Unsere tägliche Arbeit liegt vor allem in der psychischen Stabilisierung unserer Klienten und Patienten.
Wir, die gesamte APE –Abteilung, können mit Stolz berichten, dass unsere Klienten bisher trotz der Corona-Umstände psychisch stabil geblieben sind.
1 Kommentar
Danke für den ausführlichen Post. Gerade jetzt in “Corona-Zeiten” werden viele Menschen mit ihren Problemen und Erkrankungen einfach vergessen. Ich finde es Klasse, wie ihr aus der Abteilung ape euch, auch unter diesen Bedingungen, um die psychisch kranken Menschen kümmert. Ein großes Lob und viel Kraft für die weitere Arbeit.
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